3 Städte in 10 Tagen – Erfahrungen und Tipps

3 Städte in 10 Tagen – Erfahrungen und Tipps

Da ich als Anwältin selbständig tätig bin, kann ich (wegen eingehender Post und Fristen) nicht allzu lange Urlaub machen. Dieser ist dann aber umso intensiver; ich versuche immer, an meinen Urlaubszielen viel unterwegs zu sein und möglichst viel zu sehen. Dies für drei Städte zu schaffen, war eine neue Herausforderung für mich.

Hin- und rumkommen

In der Planung habe ich mich daher bewusst für die drei polnischen Städte Breslau, Krakau und Warschau entschieden, denn die Entfernungen zwischen ihnen sind eher gering: Berlin – Breslau etwas mehr als 4 Stunden; Breslau – Krakau circa 3 Stunden; Krakau – Warschau etwa 3 1/2 Stunden; Warschau – Berlin knapp 6 Stunden. Das sind die Fahrtzeiten mit dem Zug. Wer mich kennt, weiß dass ich eine begeisterte Bahnfahrerin bin, und daher nutze ich die Bahn, wenn möglich, auch im Urlaub. Das ist für mich wesentlich stressfreier als die Fahrt mit dem Auto, wo ich mich auf die Strecke und den Verkehr konzentrieren muss. Im Zug dagegen kann ich die Landschaft und die Leute um mich herum beobachten, kann lesen, arbeiten oder dösen.

Ein Vorteil der Bahn, zumindest in Polen, ist außerdem, dass es deutlich günstiger ist. Und hier kommt auch gleich mein erster Tipp: PolishTrains.

https://www.polishtrains.eu/

Von dieser Webseite aus kann man (auch von und zu deutschen Städten) problemlos Zugtickets für polnische Ziele buchen. Und das zu unschlagbaren Preisen: für die Fahrt von Berlin nach Breslau habe ich umgerechnet 16,86 € bezahlt, von Breslau nach Krakau 13,46 €, von Krakau nach Warschau 42,24 € (wobei es auch billigere Alternativen gegeben hätte, aber diese Verbindung passte mir zeitlich am besten) und von Warschau nach Berlin 28,16 €. Insgesamt also nur 100,72 €…

Dabei war die (in Polen obligatorische Reservierung) bereits enthalten, so dass ich einen sicheren Sitzplatz hatte. Die Züge waren auch sauber, bequem und einigermaßen pünktlich (Verspätungen zwischen 5 und 10 Minuten).

Der ÖPNV ist in den drei Städten gut ausgebaut. Und hier gleich der nächste Tipp: jakdojade.

https://play.google.com/store/apps/details?id=com.citynav.jakdojade.pl.android&hl=de&gl=US

https://apps.apple.com/de/app/jakdojade-timetables/id506795511

Über diese App könnt ihr für über 50 polnische Städte die aktuellen Verbindungen mit Bus, Straßenbahn und Metro heraussuchen. Der einzige Nachteil: die Tickets kann man mit einer deutschen Karte nicht direkt buchen. Daher ein paar Hinweise zum Ticketkauf:

Breslau:

In Breslau könnt ihr mit Straßenbahnen und Bussen fahren. Die Preise hängen von der Fahrtzeit ab: für 15 Minuten zahlt man 3,20 PLN (umgerechnet 0,72 €), für 30 Minuten 4,00 PLN ( 0,90 €), für 60 Minuten 5,20 PLN (1,17 €) und für 90 Minuten 7,00 PLN (1,57 €). Für eine 24-Stunden-Karte zahlt man 24 PLN (5,38 €), aber ich denke, in Breslau, wo man vieles fußläufig erreichen kann, braucht man diese Karte nicht.

Breslau hat ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz, so dass ich ausschließlich mit der Tram gefahren. Ob man im Bus die Fahrkarten bei den Busfahrer*innen kaufen kann, weiß ich daher nicht und habe dazu auch im Internet nichts gefunden. Zumindest in der Innenstadt und an den zentralen Straßen sind an den Straßenbahnhaltestellen überall Ticketautomaten (auch in englisch, häufig zusätzlich in deutsch), an denen man mit einer deutschen Debitkarte bezahlen kann (andere Karten habe ich nicht ausprobiert). Fahrkarten kann man auch in manchen Kiosken kaufen. Außerdem gibt es in den Straßenbahnen selbst Bildschirme, auf denen man mit einer Kreditkarte bezahlen kann. Auch das habe ich nicht ausprobiert, da ich mir nicht sicher war, dass das mit meiner deutschen Karte funktioniert (und ich wollte nicht ungewollt schwarzfahren…).

Praxistipp: wenn man die Fahrkarte für die Hinfahrt am Automaten holt, auch schon das Ticket für die Rückfahrt ausdrucken. Die Geltungsdauer der Tickets beginnt nämlich erst dann, wenn man sie in der Straßenbahn entwertet.

Krakau:

Meine Wohnung in Krakau lag praktisch direkt neben dem jüdischen Viertel. Zur Altstadt kam ich zu Fuß in 15 Minuten; gleichlang war der Weg (in die andere Richtung) zur Weichsel, an der man wunderbar entlangspazieren konnte. In Krakau habe ich daher den ÖPNV gar nicht genutzt, so dass die folgenden Informationen nicht auf eigener Erfahrung beruhen:

Wie in Breslau wird der öffentliche Personennahverkehr durch Straßenbahnen und Busse sichergestellt. Die Preise sind: für eine Fahrtzeit von 20 Minuten 4,00 PLN, für 60 Minuten 6,00 PLN und für 90 Minuten 8,00 PLN; eine 24-Stunden-Karte kostet 17,00 PLN. Auch hier ist der Verkauf an Fahrkartenautomaten, in einigen Kiosken und zumindest teilweise an Ticketautomaten in den Straßenbahnen und Bussen möglich. Auch können Fahrkarten notfalls wohl auch bei den Fahrer*innen gekauft werden. Ich habe jedoch gelesen, dass das nur für 60-Minuten-Tickets gilt und dafür ein Aufpreis erhoben wird.

Warschau:

Neben Bussen und Strassenbahnen hat Warschau auch eine Metro, allerdings bisher nur mit zwei Linien, eine von Nord nach Süd und eine von Ost nach West; an der Station Swietokrzyska kann man von der einen in die andere Linie umsteigen. Da eine der Linien zum Stadtteil Praga, in dem meine Wohnung war, führte, habe ich überwiegend die U-Bahn genutzt.

Die Ticketpreise sind: 20 Minuten Fahrtzeit 3,40 PLN, 75 Minuten 4,40 PLN und 90 Minuten 7,00 PLN; für eine Tageskarte 15,00 PLN.

In den Metrostationen sind überall Fahrkartenautomaten, was den Kauf erleichtert. Im übrigen gilt auch in Warschau, dass an vielen Haltestellen Automaten stehen und Tickets auch in Kiosks gekauft werden können. In den Bussen und Straßenbahnen gibt es Ticketautomaten für den Kauf mit Kreditkarten, in älteren Straßenbahnen geht nur Münzgeld. Bus- und Tramfahrer*innen dürfen keine Fahrkarten verkaufen.

Dzień dobry

Das ist das einzige, was ich auf polnisch sagen kann. Die deutsche Übersetzung lautet: Guten Tag, also eine sehr nützliche Redewendung. Ausgesprochen wird es „dschen dobri“, wobei das „i“ etwas vernuschelt wird. Manche haben mich danach auf polnisch angesprochen, also war ich aufgrund der Aussprache wohl nicht sofort als Ausländerin erkennbar.

Auch ohne polnische Sprachkenntnisse konnte ich mich problemlos verständigen. Viele Pol*innen können englisch, und in den Schulen wird oft auch Deutschunterricht angeboten. Da ich jedoch im Ausland automatisch englisch spreche (was dazu führt, dass ich auch mit deutschen Tourist*innen englisch rede…), kann ich nichts dazu sagen, wie gut man mit Deutsch „durchkommt“. Beim Einkaufen im Supermarkt habe ich, wenn ich mir nicht sicher war, was ich da kaufe, eine Übersetzungs-App genutzt. An Ständen oder in Bäckereien hilft notfalls immer, Anzahl und Produkt mit den Fingern zu zeigen…

Vor- und Nachteile einer „Drei-Städte-Tour“

Ein Vorteil ist natürlich, dass man innerhalb einer begrenzten Zeit drei Städte erlebt. Das ist besonders wenn, wie hier, die Städte sehr unterschiedlich sind, interessant.

Ein Nachteil ist, dass man die Städte an jeweils zwei vollen Tagen nicht so intensiv kennenlernen kann. Für kleinere Städte ist das allerdings nicht so schlimm. In Breslau zum Beispiel habe ich alles Wesentliche gesehen. Für Krakau hatte ich in der Vorbereitung zwar etwas mehr geplant (zum Beispiel die Schindler-Fabrik), aber ich habe trotzdem einen vielfältigen Eindruck von der Stadt mitgenommen. Für Warschau hat die kurze Zeit definitiv nicht gereicht. Hier werde ich auf jeden Fall nochmal für mehrere Tage wiederkommen…

Ein weiterer Nachteil, zumindest für mich, war, dass ich mich sehr unter Zeitdruck gesetzt habe. Das erlebe ich auch, wenn ich nur in eine Stadt reise. Die ersten zwei/drei Tage versuche ich, möglichst viel zu sehen, und komme erst dann in einen Entspannungsmodus mit ausreichend Ruhepausen in Parks oder am Wasser. Letzteres fiel bei der Drei-Städte-Tour weg, so dass ich die Reise insgesamt anstrengender empfand.

Mein Gesamtfazit ist also durchaus positiv, aber wegen meiner nur begrenzten Urlaubszeit werde ich in den nächsten Jahren doch eher eine Stadt als Ziel wählen.

Egal, ob eine oder mehrere Städte – wichtig ist auf jeden Fall, sich schon vorher gut zu informieren und zu planen, was man auf jeden Fall besichtigen will . Für Breslau habe ich dafür einen guten Tipp:

https://www.wroclawguide.com/de/

Was klingt wie ein offizieller städtischer Reiseführer, ist tatsächlich eine private Webseite mit umfassenden Informationen und vielen Tipps, erstellt von Ewa und Mirko, deren „Wahlheimat“ Breslau ist.

Auschwitz

Bei meinem Besuch in Krakau war für mich selbstverständlich, dass ich auch nach Auschwitz fahre. Über meinen Besuch und meine Eindrücke dort werde ich noch einen gesonderten Beitrag schreiben. An dieser Stelle aber bereits eine Empfehlung für eine Tour dorthin.

Für mich stand fest, dass ich nicht in einer großen Gruppe von Menschen hinter einem Guide herlaufen werde. Ich wollte Auschwitz in meinem eigenen Tempo erleben. Anfangs überlegte ich daher, die Fahrt von Krakau dorthin und die Besichtigung auf eigene Faust zu organisieren. Das war mir dann aber zu kompliziert und aufwendig. Also begann die Suche nach einer geführten Tagestour. Das Ergebnis erwies sich für mich als Glücksgriff:

https://air.tl/eO6yn0sn

Ein kurzer Erfahrungsbericht: Wir fuhren mit unserem Guide Aneta in einer kleinen Gruppe von acht Menschen um 12.30 Uhr in Krakau los. Das hatte den Vorteil, dass wir erst um 17 Uhr mit der Besichtigung des Stammlagers begannen. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Besucher*innen, vor allem die Gruppen bereits gegangen, so dass wir in Ruhe das Gelände und die Baracken ansehen konnten. Davor besuchten wir das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

In Auschwitz-Birkenau stattete uns Aneta mit Audio-Guides und einem Plan aus und erläuterte, welche Teile des Lagers wir uns unbedingt ansehen sollten. Außerdem gab sie uns Mützen und Wasser, was sich, da die Sonne brannte und es auf dem Gelände kaum Schatten gibt, als sehr hilfreich erwies. Wir hatten ausreichend Zeit, um individuell das Lager zu besichtigen. Anschließend fuhren wir mit einem Shuttle-Bus nach Auschwitz I, wo uns Aneta erwartete.

Nachdem die Gruppe vollzählig war, betraten wir das Stammlager. Auch hier gab es von Aneta vorher Erläuterungen, und sie empfahl uns eine Route, bei der wir die wichtigsten Baracken sehen konnten. Auch hier hatten wir mehr als genug Zeit.

Siehe auch meine weiteren Polen-Beiträge:

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