Schweden: Die Insel Ven

Schweden: Die Insel Ven

Am nächsten Tag ging es auf den Öresund, genauer: auf die Insel Ven. Von Landskrona aus erreicht man sie nach einer 30-minütigen Fährfahrt.

Ven ist nur 7,6 m² groß. Viele Tagesgäste nutzen das Fahrrad, um sie zu erkunden.

Ich war zu Fuß unterwegs, und mein erstes Ziel war der Nämndemansgården (Schöffenhof).

Erbaut wurde er 1792. Im Laufe der Jahre wurde er um mehrere Langhäuser mit Reetdächern erweitert. Bis 1991 wurde er noch bewohnt. Seitdem ist er ein Heimatmuseum, das nicht nur Mobiliar präsentiert, sondern eine Sammlung zum gesamten Landleben in der Vergangenheit ist.

Auf dem Weg zum nächsten Museum konnte ich die wunderschöne Natur der Insel genießen…

Wisst ihr, wer Tycho Brahe war? Wenn ja,interessiert ihr euch wahrscheinlich für Astronomie. Mir war der Name völlig unbekannt, aber ausgerechnet auf einer kleinen schwedischen Insel spielte er eine große Rolle…

Tycho Brahe wurde 1546 als Sohn einer adligen Familie in der Nähe von Helsingborg, das damals noch dänisch war, geboren. Eine partielle Sonnenfinsternis im Jahr 1560 weckte sein Interesse an Astronomie. Nach Studien unter anderem der Mathematik und Astronomie an verschiedenen Orten kehrte er 1571 nach Dänemark zurück. Da er sich durch Veröffentlichungen in Astronomenkreisen bereits einen Namen gemacht hatte, bot ihm der dänische König Frederik II. 1576 die Insel Ven an und stellte ihm für seine Forschungen finanzielle Mittel zur Verfügung.

Brahe errichtete auf der Insel zwei große Observatorien, Uraniborg und Stjerneborg. Mit von ihm erfundenen und konstruierten Messinstrumenten konnte er wesentlich präzisere Berechnungen der Position von Sternen und der Planetenberechnungen vornehmen.

Damals galt in der Astronomie seit mehr als 1500 Jahren das geozentrische Weltbild: die ruhende Erde steht im Zentrum; Planeten, Sonne, Mond und Sterne umkreisen sie. Dieses wurde, gestützt auf Bibelzitate, auch von der christlichen Kirche vertreten. 1543 veröffentlichte Nikolaus Kopernikus die Theorie eines heliozentrisches Weltbild: die Planeten, auch die Sonne und der Mond, bewegen sich kreisförmig um die Sonne. Dies stand im Widerspruch zur Bibel.

Aufgrund seiner genaueren Messungen stellte Brahe fest, dass beide Theorien nicht richtig sein können. Er entwickelte ein eigenes Weltbild, das der Bibel nicht widersprach: die Erde und der Mond bilden die Mitte und werden von der Sonne und den übrigen Planeten umkreist.

Nach dem Tod Königs Frederik II. musste Tycho Brahe 1597 mit seiner Familie die Insel Ven verlassen.
Von den damaligen Gebäuden ist mit Ausnahme des teilweise rekonstruierten Observatoriums Stjerneborg nichts mehr vorhanden. Es wurde versucht, den damaligen Garten nachzubilden, aber man bekommt trotzdem keinen echten Eindruck, wie es damals dort ausgesehen hat.

Eine Annäherung gibt es aber über die interessante Ausstellung in der Kirche. Dort erfährt man (auf sehr unterhaltsame Weise) vieles über Tycho Brahe: zum Beispiel seine Kindheit, seine Rollen als Astronom, Adliger, Ehemann einer bürgerlichen Pfarrerstochter, Vater von acht Kindern, Migrant und Alchemist.

Falls es euch interessiert: 1599 bot ihm Kaiser Rudolph II. eine Stelle als Hofmathematiker und ein in der Nähe von Prag gelegenes Schloss an. Als Mitarbeiter stellte Brahe unter anderem Johannes Kepler ein. 1601 starb Tycho Brahe. Seine Forschungen vermachte er Johannes Kepler. Dieser widerlegte auf deren Grundlage zwar das Tychonische Weltbild. Mit den systematischen Himmelsbeobachtungen und Messungen durch Brahe ließ sich letztendlich aber das Kopernikanische System beweisen.

Für mich blieb dann nur noch ein entspannter Spaziergang zurück zum Hafen….

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