Ausflüge rund um Porto: Guimarães und Braga

Ausflüge rund um Porto: Guimarães und Braga

Beide Städte sind von Porto in einer Stunde mit dem Zug erreichbar. Die Tickets (hin und zurück 3,55 €) kauft man am Bahnhof Campaha, und sie werden auf die Siga-Karte geladen.

Guimarães

“Aqui nasceu Portugal” (Hier wurde Portugal geboren) – so steht es an der Stadtmauer. Das heißt nicht, dass Guimarães (das man übrigens „Guimaraisch“ ausspricht) die älteste Stadt Portugals ist. Im Verhältnis zum Beispiel zu Lissabon oder Braga ist sie sogar relativ jung. Doch von Guimarães ging die Gründung des unabhängigen Staates Portugal aus. Und der erste König Portugals, Afonso Henriques, der dazu entscheidend beitrug, ist hier geboren und aufgewachsen.

Daher hier mal wieder ein Ausflug in die Geschichte: Die Eltern von Afonso waren Henrique de Borgonha, ein burgundischer Adliger, und Teresa von León, eine Tochter des Königs von León. Dieser übertrug die zum Königreich gehörende Grafschaft Portucale als Lehen an seinen Schwiegersohn. Sie umfasste das Gebiet von Braga, Guimarães und Porto im Norden bis hinunter nach Coimbra.

Als Henrique de Borgonha 1112 starb, war Afonso noch ein Kleinkind. Daher wurde seine Mutter Gräfin von Portucale. Sie unterhielt enge politische Beziehungen zu den Königreichen León, Kastilien und Galicien. Viele Adelige der Grafschaft Portucale strebten jedoch die Unabhängigkeit an. Diesen schloß sich der junge Afonse an.

1128 besiegten die rebellischen Adeligen unter seiner Führung Gräfin Teresa und ihre Truppen (Schlacht von São Mamede). Damit wurde er (mit ungefähr 19 Jahren) unabhängiger Herrscher der Grafschaft Portucale.

Nachdem er 1139 in der Schlacht von Ourique eine Übermacht muslimischer Truppen aus dem Süden besiegte, ließ er sich zum König von Portugal ausrufen (Afonso I. von Portugal). 1143 erkannte der König von León ihn als König an. Damals bestand Portugal weiterhin nur aus dem Norden. Der Süden blieb von den muslimischen Mauren besetzt. Mit der Eroberung Lissabons 1147 gelang ihm zwar ein wichtiger Sieg gegen die Mauren. Letzendlich dauerte es aber weit über seinen Tod (1185) hinaus, bis das heutige Portugal frei von Besetzung war (1249).

Springen wir jetzt zurück ins Jahr 2025 – zunächst mit einem Blick aufs Wetter. In Porto hatte es noch geregnet. Über Guimarães hingen auch noch dunkle Wolken, aber es blieb jedenfalls trocken.

Und im Laufe des Tages kam dann, wie ihr auf späteren Fotos sehen könnt, die Sonne heraus.

Mein Weg führte mich immer bergauf mit dem Ziel Castelo de Guimarães, die Burg aus dem 10. Jahrhundert.

Begrüßt wurde ich vom König Afonso I. persönlich, und zwar gleich zweifach.

Seine Statue steht vor dem Paço dos Duques de Bragança.

Außerdem erlebte ich ihn „live und in Farbe“: „Afonso 360“.

In diesem Glascontainer kann man die „Schlacht von São Mamede“ in Virtual Reality erleben. War für jemanden wie mich, der wenig Erfahrung mit VR hat, „ganz nett“, lohnt die 6 €, die man dafür zahlt, aber nicht wirklich. Es wurde aber auch noch ein weiterer Film gezeigt, der die Burg von außen und den Burgturm (Torre de Menagem) mit seiner Ausstellung im Inneren zeigt. Da der Torre de Menagem derzeit geschlossen ist, war das ganz hilfreich.

Tickets für die Burg und den Paço dos Duques de Bragança (Palast der Herzöge von Bragança) bekommt man im Eingangsbereich des Palastes. Das Einzelticket nur für den Palast kostet 5 €. Es gibt aber auch ein ein Kombiticket (mit Burg) für 8 €. Da ich zu dem Zeitpunkt noch nichts von der Schließung des Burgturms wusste, habe ich das genommen und später festgestellt, dass ich nur 4 € bezahlt habe.

Der Adelspalast wurde 1420 rund um einen zentralen Innenhof errichtet.

Nachdem der Palast zunehmend verfallen war, erfolgte Mitte des 20. Jahrhunderts eine Rekonstruktion. Die Innenräume wurden dabei vorwiegend mit Mobiliar und Kunstwerken adeliger Familien aus dem 17./18. Jahrhundert ausgestattet.

Zur Beheizung dienten Kamine…. was auch die vielen Schornsteine erklärt…

Nach der Besichtigung ging es dann zum Castelo de Guimarães.

Man kann innen ein bisschen herumkraxeln.

Der 28 Meter hohe Turm ist, wie schon gesagt, derzeit geschlossen.

In der Nähe der Burg befindet sich die kleine Igreja de São Miguel do Castelo.

Im Inneren sind alte Grabplatten im Boden und eine Taufschale, in der angeblich (belegt ist das nicht) Afonso Henriques getauft wurde.

Das Schönste in Guimarães ist aus meiner Sicht die Altstadt, die dazu noch den Vorteil hat, dass dort nur wenig Touristen unterwegs sind. Ich habe mich dort ziellos einfach treiben lassen und lade euch ein, mir zu folgen…

Braga

Ehrlich gesagt, war mein erster Eindruck von Braga eher negativ: bei der Einfahrt in die Stadt viel Industrie; rund um den Bahnhof viel Autoverkehr und große, hässliche Wohnblocks.

Die meisten Menschen kommen nach Braga, um das Heiligtum Bom Jesus do Monte („Guter Jesus vom Berg“) zu besuchen. Es liegt etwas außerhalb der Stadt. Auf allen Webseiten, die ich in der Vorbereitung auf die Reise gelesen habe, stand, dass die Buslinie 2 am Bahnhof abfährt. Nur: eine Bushaltestelle mit der entsprechenden Linie fand ich dort nicht. Auf Fragen wies mich ein Mann in eine Richtung, wo ich aber auch nirgendwo die Linie 2 entdeckte. Auf Google Maps sah ich dann, dass die Altstadt mit der Touristeninformation ganz in der Nähe ist, und dort erklärte man mir den Weg zur nächstgelegenen Haltestelle. Der Bus brachte mich dann auf den Hügel Monte Espinho (einfache Fahrt 1,55 €).

Dort befand sich schon im 14. Jahrhundert eine kleine Kapelle. Im 17./18. Jahrhundert kamen Buß- und Passionswallfahrten „in Mode“. Braga war damals als Sitz eines mächtigen Erzbistums das religiöse Zentrum Portugals, und man beschloss ein neues Pilgerheiligtum zu errichten. Ab 1722 entstand eine monumentale barocke Treppenanlage, und 1834 wurde die neoklassizistische Basilika auf dem Berg fertiggestellt.

Die gesamte Anlage ist eine allegorische Darstellung des Aufstiegs der Seele zu Gott. Und auch wenn sie heute überwiegend von Tourist*innen besucht wird, gibt es (vor allem in der Karwoche) immer noch viele Pilger, die die ungefähr 580 Stufen betend und (wie ich gelesen habe) teilweise barfuß hinaufsteigen.

Da ich zwar gerne wandere, aber – wenn ich es vermeiden kann – nicht gerne bergauf, war ich froh, dass es eine bequeme und gleichzeitig interessante Alternative gibt: die Standseilbahn Funicilar do Bom Jesus, die 1882 eröffnet wurde. Die Strecke beträgt etwa 274 Meter, der Höhenunterschied circa 116 Meter und die Steigung bis zu 42 %. Das Ticket (einfache Fahrt) kostet 2,50 €.

Sie wird mit Wasser betrieben. Ich habe mal nachgelesen,wie das funktioniert: Es gibt zwei Wagen, die einen großen Wassertank unter dem Boden haben. Oben am Berg befindet sich ein Wasserrevoir. Wenn ein Wagen oben angekommen ist, wird sein Tank mit Wasser befüllt. Dadurch wird er schwerer als der Wagen unten und zieht am Seil den leichteren Wagen nach oben, während er selbst durch die Schwerkraft hinabgleitet. Unten angekommen wird das Wasser aus dem Tank abgelassen und über ein Rohrsystem wieder nach oben transportiert. Ziemlich nachhaltig.

Zurückgelaufen bin ich natürlich über die Treppen. Damit ihr einen „Pilgereindruck“ bekommt, zeige ich euch die Fotos in umgekehrter Reihenfolge:

Der untere Teil der Treppenanlage ist noch ziemlich flach.

An der Strecke sind Kapellen errichtet worden, in denen die Stationen der Passion Christi dargestellt werden. Sie sind verschlossen, so dass man nur durch die Gitter hineinsehen (und fotografieren) kann. Sie stammen aus verschiedenen Epochen zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert und daher auch von unterschiedlichen Künstlern. Ich fand sie sehr eindrucksvoll.

Ab ungefähr der Mitte sieht man schon die Basilika, und der schönste Teil ist der obere, wo die Treppen in Zick-Zack-Form verlaufen.

Ich glaube, jede Statue und jeder Brunnen haben eine symbolische Bedeutung. Zum Beispiel gibt es die Brunnen der fünf Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Symbolisiert wird das durch Wasser, das aus den entsprechenden Sinnensorganen fließt.

Ein bisschen creepy, oder?

Oben dann die Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. Ich konnte leider nur einen kurzen Blick hineinwerfen, da sie gerade für eine Hochzeit vorbereitet und geschmückt wurde.

Mit dem Bus ging es zurück nach Braga.

Braga wurde um 16 v. Chr. von den Römern unter Kaiser Augustus als Bracara Augusta gegründet.

Bereits seit dem 4. Jahrhundert war Braga Bischofsitz, seit dem 6. Jahrhundert Sitz eines Erzbischofs. Mit Ausnahme der maurischen Besatzung blieb die Stadt bis heute Erzbistum – das älteste und bedeutendste Portugals. Kein Wunder, dass es so viele prächtige Kirchen gibt. Hier eine kleine Auswahl:

Von innen besichtigt habe ich nur eine: Sé Catedral de Braga (Kathedrale Unserer Lieben Frau von Braga). Sie wurde Ende des 11. Jahrhunderts geweiht und ist damit die älteste Kathedrale Portugals.

Doch Braga hat viel mehr zu bieten als „nur“ Kirchen…

An dem Samstag, als ich dort war, fand in Braga die Noite Branca (Weiße Nacht) statt, ein Festival, das seit 2012 regelmäßig im September durchgeführt wird. Die Stadt wird dazu weiß geschmückt.

Das Programm mit Konzerten, Kleinkunst und anderen kulturellen Events fand, wie der Name „Weiße Nacht“ schon sagt, überwiegend abends statt (wo ich bereits wieder in Porto war). Daher bekam ich nur einen klitzekleinen Vorgeschmack.

Das machte Lust auf mehr….

Und so ist es gut, dass

  • mein erster Eindruck von Braga falsch war,
  • ich in Braga noch ganz viel zu entdecken habe und
  • Braga 2027 Europäische Kulturhauptstadt ist.

Für 2027 sind daher Braga (und endlich mal wieder Lissabon…) bei mir fest eingeplant.

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