Brandenburg: Königs Wusterhausen
Obwohl ich schon seit fast 30 Jahren Brandenburgerin bin, kenne ich noch längst nicht alle Orte und Regionen. Eine Neuentdeckung war in diesem Jahr Königs Wusterhausen im Landkreis Dahme-Spreewald.
Königs Wusterhausens Geschichte ist zum einen stark verbunden mit König Friedrich Wilhelm I., dem „Soldatenkönig“. Er bekam das dortige Schloss als Zehnjähriger von seinen Eltern zu Weihnachten geschenkt. Später baute er es zum Jagdschloss um und verbrachte dort mehrere Monate im Jahr. Daher wurde der Ort Wusterhausen 1718 in Königs Wusterhausen umbenannt.
Zum anderen ist Königs Wusterhausen die „Wiege des Rundfunks“. 1920 wurde dort der erste deutscher Rundfunksender in Betrieb genommen.
Angekommen am Bahnhof Königs Wusterhausen entschied ich mich für die 9 km lange Stadtwanderung. Nur die Entscheidung für eine Route bedeutet bei mir nicht, dass ich dieser auch immer folge… tatsächlich gab es auf meiner Wanderung einige interessante Umwege…
Schräg gegenüber vom Bahnhof liegt das Dahmeland-Museum…
…bestimmt sehr interessant, aber ich wollte ja wandern…
Vorbei am Amtsgericht (als Rechtsanwältin habe ich einen Kompass für Gerichte…)
…erreichte ich das Schloss.
Nach dem Tod des Soldatenkönigs 1740 wurde das Schloss über 100 Jahre kaum genutzt. Erst im 19. Jahrhundert fanden dort wieder Hofjagden statt. Das Schloss wurde renoviert und wieder eingerichtet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es als Lazarett genutzt, und zu DDR-Zeiten befand sich in dem Gebäude die Kreisverwaltung. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wurden 2000 das Schloss und der Schlossgarten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Unter anderem befindet sich darin ein Museum, dessen Besichtigung ich ebenfalls auf einen späteren Besuch der Stadt verschob.
Da es ein heißer Tag war, genoß ich jedoch einen Spaziergang durch den ruhigen, grünen Schlosspark.
Danach ging es weiter in Richtung der Kreuzkirche…
…und irgendwo danach übersah ich offenbar eine Markierung der Stadtwanderung (gelber Punkt auf weißem Grund).
Dafür gab es jedoch ein Hinweisschild zum Funkerberg. Also entschied ich mich, meine Route zu ändern.
Anfang des 20. Jahrhunderts begannen auf dem Funkerberg, der damals noch Windmühlenberg hieß, funktechnische Versuche. Ab 1913 wurden Antennenanlagen und eine Funkerkaserne errichtet; 1916 wurde das erste Sendehaus als „Zentralfunkstelle des Heeres“ in Betrieb genommen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde es von der Deutschen Reichspost übernommen. Telegramme, aber auch Wetter- und Börsennachrichten wurden darüber in ganz Deutschland verbreitet.
Ab Anfang 1920 gab es Versuche zur Übertragung von Sprache und Musik. Am 22. Dezember 2020 kam es dann zur ersten Rundfunksendung Deutschlands, einem Weihnachtskonzert, vorgetragen von Postbeamten.
Bis 1995 fand Sendebetrieb vom Funkerberg in Königs Wusterhausen statt. Mittlerweile steht dort als technisches Denkmal nur noch ein 210 m hoher Sendemast.
Genaueres zur Geschichte des Funkerbergs erfährt man im Sender- und Funktechnikmuseum, das wegen Sanierungsarbeiten allerdings derzeit geschlossen ist.
Das nächste Ziel der Stadtwanderung sollte der Ort Diepensee sein. Ich orientierte mich über Google Maps und schlug daher, vom Funkerberg herunterkommend, einen Weg nach rechts ein. Letzendlich stellte sich dies als Umweg heraus, denn ich musste später an einer mehrspurigen Straße ein Stückweit zurückgehen, um zum Abzweig nach Diepensee zu gelangen. Wenn meine Vermutung stimmt, wäre die reguläre Route der Stadtwanderung aber auch entlang dieser Straße gewesen. Mein Weg führte mich dagegen mitten durch die Natur…
…und ich entdeckte auch noch einen Lost Place.
Und weiter ging es immer geradeaus durchs Grüne.
Erst nach diesem „historischen Gemälde“ muss man links abbiegen und, wie erwähnt, an der Straße zurückgehen.
Ich stieß dann auch wieder auf den „gelben Kreis auf weißem Grund“ und kam so nach Diepensee.
Wegen des Baus einer Landebahn des Flughafens BER wurden die Einwohner*innen des „alten“ Ortes Diepensee 2004 ungefähr 12 km entfernt in das neugebaute Diepensee umgesiedelt.
Auch wenn der Ort mittlerweile 20 Jahre alt ist, viele schöne Einfamilienhäuser hat und die Menschen dort sicher gern leben: ich empfand es als reine Wohnstadt ohne eigenen Charakter.
Daher war ich froh, dass mich die Wanderung durch die Natur dann noch nach Deutsch Wusterhausen führte. Das ursprüngliche Bauerndorf ist heute ein Gemeindeteil der Stadt Wusterhausen. Besonders gefiel mir die Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert. Zusammen mit dem sie umgebenden alten Friedhof hat sie eine ganz besondere Atmosphäre.
Zurück zum Bahnhof Königs Wusterhausen ging es entlang der Notte, einem Nebenfluß der Dahme. Bereits um 1568 wurde sie durch Schleusen schiffbar gemacht. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie zwischen dem Mellensee und ihrer Mündung bei Königs Wusterhausen auf 25 km ausgebaut.
Da die Stadtschleuse in Königs Wusterhausen nur 21 km lang ist, kann sie von Frachtschiffen nicht mehr befahren werden. Für Sport- und Paddelboote gilt das zwar nicht. Aber während meiner Wanderung sah ich kein einziges. Die Schleuse in Königs Wusterhausen scheint nicht in Betrieb zu sein, ob nur zeitweise oder dauerhaft, weiß ich nicht.