Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung
Am 30. April 1945 befreite die Rote Armee das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Jedes Jahr ist dies Anlaß, der Menschen zu gedenken, die dort gequält, mißhandelt, erniedrigt und ermordet worden sind.
Nach mittlerweile 77 Jahren sind die meisten, die im Konzentrationslager waren, gestorben oder zu gebrechlich, um aus ihren Heimatländern nach Ravensbrück anreisen zu können. Doch noch gibt es Überlebende, die von ihren schrecklichen Erfahrungen und Erlebnissen berichten können. In diesem Jahr war es die Französin Lilli Leignel, die 1943 als Elfjährige mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern nach Ravensbrück deportiert wurde.
Sie schilderte unter anderem, dass ihre Mutter sie anhielt, sich jeden Morgen (egal, wie früh es war und wie müde sie waren) zu waschen. Das war eine Möglichkeit, ein wenig Würde zu bewahren an einem Ort, wo ihnen ansonsten jede Menschlichkeit genommen wurde und sie nur noch eine Häftlingsnummer, eine Zahl waren.
Nach Ravensbrück kamen sie noch ins KZ Bergen-Belsen, wo ihre Mutter an Typhus erkrankte. Nach der Befreiung durch die britische Armee musste sie daher auf der Krankenstation bleiben, und die drei Kinder wurden allein nach Frankreich zurückgebracht. Riesengroß war ihre Freude, als die Mutter auch endlich dort eintraf. Ihre Hoffnung, auch den Vater wiederzusehen, erfüllte sich nicht. Er wurde im KZ Buchenwald nur wenige Tage vor der Befreiung zusammen mit anderen jüdischen Häftlingen erschossen.
Es war bewegend, dieser Frau zuzuhören, und gleichzeitig auch beeindruckend. Denn sie strahlte eine enorme Lebensfreude aus und ein starkes Vertrauen in die jungen Menschen, die dafür sorgen würden, dass sich so etwas nicht wiederholt und alle in Frieden leben können.
Einen völlig anderen Blick auf die Zeit warf die 1974 geborene Autorin Géraldine Schwarz. Ihre Mutter ist Französin, ihr Vater Deutscher, sie selbst ist „überzeugte Europäerin“. Und sie hat sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt: ihr französischer Großvater war Polizist im Vichy-Regime, das mit den Nationalsozialisten kollaborierte. Und ihr deutscher Großvater sei zwar kein überzeugter Nazi gewesen, aber ein „Opportunist“. Er trat der NSDAP bei und kaufte im Zuge der Arisierung ein jüdisches Unternehmen weit unter Wert.
Durch alle Reden, auch der Leiterin der Gedenkstätte, Dr. Andrea Genest, der brandenburgischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Dr. Manja Schüle, und des Fürstenberger Bürgermeisters Robert Philipp, zog sich der Krieg in der Ukraine. Die Sorge um die Ukrainer*innen, die Konzentrationslager und den 2. Weltkrieg überlebt haben, und jetzt in Todesangst in Bunkern leben oder aus ihrer Heimat flüchten müssen. Die Befürchtung, dass die weitere Entwicklung das Versprechen an die Überlebenden – „Nie wieder“ – infrage stellt. Und das Dilemma, das der Jahrestag der Befreiung auch ein Dank an die sowjetischen Soldaten sei, aktuell durch russische Soldaten aber Kriegsverbrechen begangen werden.
Zum Schluss noch ein paar Impressionen:
Ein Gedanke zu „Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Befreiung“
Sehr schön, dass Du zu diesem Jahrestag was geschrieben hast und bei den Fotos auch die Gedenkkugel auftaucht.