Malta: Was ihr vor einer Reise wissen solltet
Es gibt Länder, Städte, Inseln, wo man ankommt und sofort denkt: „Wow, wie schön das hier ist“… und es gibt Malta…
Malta – das sind eigentlich nur Felsen im Mittelmeer mit karger Vegetation (jetzt im Frühjahr blüht einiges, aber im Sommer dürfte alles ziemlich trocken sein), und die Bebauung (egal, ob alte Festungen, Kirchen, Mauern, Wohnhäuser oder neue Gebäude) ist farblich eintönig in beige, ocker, gelb. Doch wer Malta eine Chance gibt, wird auf den zweiten Blick seine wahre Schönheit entdecken. Mit meinen Beiträgen und Fotos werde ich euch einiges davon zeigen.
Etwas ganz wesentliches kann ich euch aber nicht zeigen, sondern das könnt ihr nur selbst erleben: die Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Entspanntheit der Malteser*innen. Ich habe selten so oft das Wort „Thank You“ gehört (und natürlich auch selbst gesagt) wie in den Tagen auf Malta. Busfahrer*innen, die schon am Losfahren sind, öffnen (wenn es sein muss, auch mehrmals) die Türen für verspätete Fahrgäste, und wenn jemand seine Haltestelle verpasst hat, wird auch mal außer der Reihe gehalten. Wenn ich nach dem Weg gefragt habe, bekam ich zu der Antwort immer noch ausführliche Hinweise. Und wenn Malteser*innen irgendwo mal länger warten müssen, dann warten sie halt – ohne rumzumeckern oder ungeduldig zu werden.
Wie ihr jetzt wahrscheinlich schon vermutet, habe ich mich auf Malta überwiegend zu Fuß und mit dem Bus fortbewegt.
Autofahren hätte mir dortl keinen Spaß gemacht. Linksverkehr. Schmale Straßen, meistens auf beiden Seiten parkende Autos und Lieferwagen. Viele Pkw und viele, viele Staus.
Malta ist aber auf den Autoverkehr zugeschnitten. Als Fußgänger*in hat man es nicht leicht. Die Bürgersteige sind eng, oft zugeparkt. An einer langen Straße endet der Bürgersteig manchmal auf der einen Seite und geht auf der anderen Straßenseite weiter. Und Zebrastreifen werden von maltesischen Autofahrer*innen meistens erst dann beachtet, wenn man trotz der nahenden Fahrzeuge die Straße überquert. Gehört ein bisschen Mut dazu – hat bei mir aber immer funktioniert.
Der Busverkehr ist auf Malta gut ausgebaut. Es gibt viele Linien und Umsteigemöglichkeiten. Die meisten beginnen oder enden am zentralen Busbahnhof in Valletta, der direkt hinter dem Stadttor (beim Tritonenbrunnen) im Stadtteil Floriana liegt.
Die Busse sind modern. Der nächste Halt wird angezeigt, wobei die Bushaltestellen oft nur circa 500 – 800 Meter auseinanderliegen. Der Bus stoppt nicht an jeder Haltestelle, sondern nur dann, wenn jemand den Stop-Knopf drückt oder wenn an der Bushaltestelle Leute stehen. Vor allem dann, wenn über die Bushaltestelle mehrere Linien führen, sollte man den Busfahrer*innen ein Zeichen geben, dass man mitfahren möchte.
Busfahren ist auch günstig: ein Ticket für eine maximal zweistündige Fahrt kostet 1,50 € im Winter (Mitte Oktober – Mitte Juni) und 2 € im Sommer. Für Touristen gibt es außerdem die Tallinja Explore-Card, die 21 € kostet und mit der man sieben Tage lang auf Malta und Gozo unbegrenzt Busfahren kann (ausgenommen sind nur die Fähren und die TD-Busse).
Empfehlenswert ist die Tallinja-App, auf der man sich von seinem Standort die nächsten Fahrtstrecken suchen kann.
Dass die Busse pünktlich ankommen und abfahren, kann man nicht erwarten (allein schon deshalb, weil auch sie sich durch die engen Straßen und Staus „quälen“ müssen). Ich habe meistens gar nicht auf den Fahrplan geschaut, sondern an der Bushaltestelle einfach gewartet, bis der nächste Bus kam – maltesische Gelassenheit ist ansteckend…
Zum Abschluß noch ein Thema, das einigen von euch ein Stöhnen entlocken wird: Geschichte. Malta ist jedoch historisch so geprägt, dass man das Land nicht wirklich verstehen kann, wenn man sich nicht ein bisschen mit der maltesischen Geschichte beschäftigt. Ich verspreche auch: ich halte es so kurz wie möglich…
So überspringe ich einfach mal ein paar Jahrtausende (eine Besiedelung Maltas lässt sich schon ab etwa 5200 v. Chr. nachweisen) und beginne im Mittelalter: im 9. Jahrhundert eroberten muslimische Araber die Insel; die Ortsnamen und die maltesische Sprache sind auf diese Zeit zurückzuführen. Um 1091 wurden sie von den Normannen vertrieben. Danach hatten verschiedene europäische Adels- und Königshäuser die Herrschaft über Spanien, zuletzt die Habsburger. Der Habsburger Karl V. übergab die Insel 1530 an den Kreuzritterorden der Johanniter (der sich in Malteserorden umbenannte), und damit begannen 268 Jahre, die Malta prägten und veränderten; dies ist noch heute überall sichtbar.
Der westliche Mittelmeeraum war immer wieder Angriffen der Osmanen ausgesetzt. Da Malta dabei eine wichtige Verteidigungsbasis war, baute der Malteserorden neue Festungen und verstärkte die bestehenden. 1565 griff eine riesige osmanische Flotte Malta an. Obwohl die Malteser unter Führung des Großmeisters Jean Parisot de la Valette zahlenmäßig weit unterlegen waren, gelang es ihnen, eine Eroberung Maltas zu verhindern, und nach vier Monaten zogen die geschwächten Türken ab. Dies war für die Malteser ein enormer militärischer Erfolg, der als „The Great Siege“ (Die große Belagerung) in die Nationalgeschichte einging. Außerdem führte es dazu, dass die europäischen Adelshäuser dem Malteserorden erhebliche Geldmittel zur Verfügung stellten. Damit konnte nicht nur die Insel weiter befestigt werden; 1566 begann auch der Bau einer neuen Hauptstadt, Valletta.
Es folgte eine lange Zeit des finanziellen Überflusses, in der viele reich geschmückte Kirchen und Paläste entstanden. Die St. John’s Co-Kathedrale in Valletta ist ein gutes Beispiel dafür. Ausbleibende Geldzuwendungen führten jedoch ab Mitte des 18. Jahrhunderts zu einer zunehmend prekären Lage. 1798 gelang es dann Napoleon, Malta ohne Widerstand einzunehmen. Nachdem es zu Aufständen der maltesischen Bevölkerung gekommen war und britische Soldaten die Insel belagerten, kapitulerte Napoleon, und 1800 wurde Malta eine britische Kolonie.
Die Briten bauten Malta zu ihrem wichtigsten Flottenstützpunkt im Mittelmeer aus, und in beiden Weltkriegen hatte die Insel eine wichtige Bedeutung als Militärbasis. 1947 bekam Malta das Selbstverwaltungsrecht und am 21. September 1964 wurde das Land unabhängig.
Siehe auch meine weiteren Malta-Beiträge:
- https://menschandrea.de/malta-die-kleine-schwester-gozo/
- https://menschandrea.de/malta-drei-unterschaetzte-staedte-und-ein-echter-geheimtipp/
- https://menschandrea.de/malta-marsaskala-meer-marsaxklokk/
- https://menschandrea.de/malta-mosta-fast-die-groesste-kuppel-europas-ein-wunder-und-eine-beklemmende-erfahrung/