Paris Tag 7: Museum Rodin

Paris Tag 7: Museum Rodin

Da ich nicht direkt nach Berlin zurückfuhr, sondern noch Freunde in Heidelberg besuchte, konnte ich am letzten Tag noch ein bisschen von Paris erkunden. Neben Fotoaufnahmen um den Louvre herum und dem Kauf von ein paar Mitbringseln nutzte ich die Zeit für den Besuch eines weiteren Museums, des Rodin-Museums.

Auguste Rodin (1840–1917) war nicht nur ein berühmter Bildhauer. Er hat die Bildhauerei quasi revolutioniert. Er brach mit der Tradition, dass Skulpturen glatt und idealisiert sind, und zeigte echte Emotionen, Bewegung und Individualität. Seine Figuren sind nicht „schön“ im klassischen Sinn, sondern ausdrucksstark und menschlich.

Ein Jahr vor seinem Tod vermachte Rodin sein gesamtes Werk dem französischen Staat. Daraus entstand das Musée Rodin, das 1919 eröffnet wurde.

Auf dem Weg vom Eingang zum Museumsgebäude wird man schon von einem seiner bekanntesten Werke empfangen, „Der Denker“.

Was mir am Museum besonders gefällt, ist, dass man die künstlerische Entwicklung von Rodin gut nachvollziehen kann.

Hier „L’Orpheline Alsacienne“ (Das elsässische Waisenkind), das um 1871 entstand – noch sehr klassisch und gefällig.

„La Tempête“ (Der Sturm), Entstehung nach 1880 – hier geht es nicht um ein schönes Motiv, sondern um einen emotionalen Ausdruck. Außerdem wirkt es unfertig. Mit Ausnahme des Gesichts ist der Mensch noch im Stein verborgen.

„Le sculpteur et la muse“ (Der Bildhauer und seine Muse), Entstehung nach 1890 – die Form drückt Bewegung und Empfindung aus. Außerdem ist Rodin gleichzeitig Motiv und der bildende Künstler.

Ähnlich ist es bei meinem Lieblingswerk „La Main de Dieu“ (Die Hand Gottes), Entstehung nach 1895.
Es zeigt eine monumentale Hand, aus deren Innerem zwei nackte menschliche Figuren (ein Mann und eine Frau) hervorgehen, und symbolisiert damit die Schöpfung des Menschen durch Gott. Doch ist es Gottes Hand oder die des Bildhauers?

Ein Raum des Museums zeigt Arbeiten von Camille Claudel (1864 – 1943). Sie war eine französische Bildhauerin und Grafikerin. Ab 1883 arbeitete sie im Atelier von Auguste Rodin. Sie wurde seine Schülerin, Muse, Mitarbeiterin und Geliebte, und ihr Werk stand lange Zeit im Schatten seines künstlerischen Wirkens. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde sie als eigenständige und bedeutende Künstlerin des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wiederentdeckt.

Zwei Werke von ihr, die beide Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, möchte ich euch hier zeigen:

„La Valse“ (Der Walzer)

„L’Âge mûr“ (Das reife Alter)

Diese Skulptur zeigt, wie ein älterer Mann von einer älteren Frau weggeführt wird, während eine jüngere, kniende Frau mit ausgestreckten Armen verzweifelt versucht, ihn zurückzuhalten. Man geht davon aus, dass Claudel darin ihre persönliche Dreiecksbeziehung darstellte: der Mann Auguste Rodin, die ältere Frau Rose Beuret (Rodins Lebensgefährtin), und die jüngere Frau Camille Claudel selbst.

Weitere Werke von Rodin findet man im umfangreichen Skulpturengarten.

Besonders beeindruckt hat mich dort das „Monument des Bourgeois de Calais“ (Monument der Bürger von Calais), das nach 1885 entstand.

Während des Hundertjährigen Kriegs (1347) boten sich sechs Bürger von Calais dem englischen König Edward III. als Geiseln an, um ihre Stadt zu retten. Statt sie heroisch-klassisch darzustellen, zeigt Rodin sie als erschöpfte, verzweifelte Männer, jeder mit eigenem Ausdruck. Völlig neu und damals umstritten war, dass es keinen Sockel gibt – die Figuren stehen auf Augenhöhe mit dem Betrachter.

Vom Garten des Museums aus sieht man die Kuppel des Invalidendoms, wo Napoleon bestattet wurde.

Und welcher Turm hat sich auch noch ins Foto eingeschlichen?! 😆

Siehe auch meine weiteren Paris-Beiträge:

  • https://menschandrea.de/paris-eiffelturm-und-andere-sehenswuerdigkeiten/
  • https://menschandrea.de/paris-das-viertel-marais/
  • https://menschandrea.de/paris-der-louvre/
  • https://menschandrea.de/paris-montmartre/

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