
Paris: Park Buttes-Chaumont, Philharmonie, Pantin
Tag 5
Meine Airbnb-Wohnung war nicht direkt in Paris, sondern in Romainville, einem Vorort nordöstlich. Bei der Übergabe der Wohnung empfahl mir mein Vermieter – wenn ich Zeit hätte – eine Wanderung von Romainville zum Canal de l’Ourcq im benachbarten Vorort Pantin und von dort zur Pariser Philharmonie.
Nach den Touristenmassen am Vortag beschloss ich, am fünften Tag dieser Empfehlung zu folgen, allerdings umgekehrt und am Park Buttes-Chaumont zu beginnen. Bisher hatte ich nämlich noch keinen der großen Pariser Parks besucht.
Wenn ihr an der Metrostation Pyrénées aussteigt, vergesst nicht, einen Blick auf den Eiffelturm zu werfen…

Der Parc des Buttes-Chaumont befindet sich auf einem ehemaligen Gipssteinbruch. Zur Weltausstellung 1867 wurde er in eine romantische Parklandschaft mit künstlichen Felsen, Grotten und Wasserfällen umgestaltet.
In dem künstlichen See befindet sich eine Insel, zu der man über eine 63 m lange Hängebrücke gelangt. Von dem Tempel der Sibylle, der sich auf einem 50 m hohen Felsen befindet, soll man einen beeindruckenden Blick auf Paris haben. Ich schreibe „soll“, denn leider konnte ich das nicht selbst sehen. Teile des Parks sind nämlich wegen umfassender Sanierungsarbeiten (bis voraussichtlich 2026) gesperrt. Das betrifft auch den Zugang zur Insel.










Nachdem ich den Park verlassen und in Richtung Philharmonie durch das Viertel gegangen war, fiel mir ein Gebäude auf. Église? Ist das wirklich eine Kirche?


Ja, und zwar die Église Sainte-Claire d’Assise, eine katholische Kirche, die zwischen 1956 und 1958 vom Architekten André Le Donné erbaut wurde.
Der Innenraum ist genauso schlicht wie das Äußere, wobei vor allem Sichtbeton verwendet wurde.




Sichtbeton galt in der modernen Architektur als „ehrlich“, da er nichts verdeckt. Außerdem ist die Kirche der heiligen Klara von Assisi gewidmet, der Mitgründerin des Klarissenordens. Dieser ist geprägt von Armut, Einfachheit und Demut – dazu passt die nüchterne Architektur.
Auch wenn die Kirche nicht „schön“ im eigentlichen Sinne ist, hat sie mir gefallen. Die Einfachheit und das Fehlen jeglicher Ablenkung durch Prunk, Verzierungen oder bunte Fenster strahlte eine Ruhe aus, die auch auf mich „Ungläubige“ wirkte.
Ganz in der Nähe der Kirche befindet sich das Gebäude, das mein eigentliches Ziel war: die Pariser Philharmonie – von weitem ein ziemlicher „Brocken“.

Der Begriff „Brocken“ ist dabei gar nicht so falsch. Tatsächlich ist das Gebäude einem Felsen nachempfunden. Wenn man näher kommt, fallen einem die Vogelumrisse auf dem Boden auf, die sich in der Fassade fortsetzen. Und dazu noch interessante Spiegelungen – da schlug mein Fotografinnenherz gleich höher…




Entworfen wurde das Gebäude vom Architekten Jean Nouvel, und die Eröffnung war am 14. Januar 2015. Die Philharmonie ist Hauptspielstätte für das Orchestre de Paris und das Ensemble Intercontemporain. Neben klassischen Konzerten bietet sie ein vielfältiges Programm mit Jazz-, Weltmusik- und Popveranstaltungen.
Leider war die Philharmonie an dem Tag geschlossen, so dass ich sie von innen nicht besichtigen konnte. Ich habe daher nur nachgelesen, dass sie neben einem Musikinstrumentenmuseum, Ausstellungs- und Proberäumen, Studios und Bildungsbereichen für Kinder und Jugendliche einen Konzertsaal mit 2.400 Sitzplätzen beinhaltet.
Die Bühne im Konzertsaal ist zentral positioniert, umgeben von terrassenförmig angeordneten Sitzplätzen. Diese Anordnung sorgt für eine maximale Entfernung von nur 32 Metern zum Publikum. Die Akustik wurde von Harold Marshall und Yasuhisa Toyota entwickelt, die weltweit für ihre Arbeit an renommierten Konzertsälen bekannt sind.
Ich habe mir fest vorgenommen, wenn ich das nächste Mal in Paris bin, unbedingt ein Konzert (vorzugsweise Jazz…) zu besuchen.
Die Umgebung ist nicht wirklich schön…


…und als ich die Brücke unterquerte, stellte ich fest, dass sie mehrere Obdachlose als Rückzugsort und Nachtquartier nutzen. Daher bin ich schnell durchgegangen, ohne Fotos zu machen.
Die Brücke überquert den Canal de l’Ourcq im Pariser Vorort Pantin.




Der Bau des Kanals wurde von Napoleon Bonaparte beschlossen, um Paris mit Trinkwasser zu versorgen und den Transport von Gütern wie Holz, Kohle und Getreide zu erleichtern. Die Fertigstellung erfolgte 1822. In Pantin trug der Kanal maßgeblich zur Industrialisierung bei.
Da Ostermontag war, der auch in Frankreich ein Feiertag ist, fand kein Hafenbetrieb statt. An einem Arbeitstag ist es dort sicherlich interessanter.
Dafür konnte ich zwei Graffitikünstlern bei der Arbeit zusehen.




Ich hatte übrigens ihre Erlaubnis, sie zu fotografieren.
In den letzten Jahrzehnten hat sich das Gebiet entlang des Kanals in Pantin stark gewandelt. Ehemalige Industrieanlagen wurden in moderne Büro- und Wohngebäude umgewandelt. Ein Beispiel ist die Umnutzung der Grands Moulins de Pantin, einer ehemaligen Getreidemühle, die heute als Bürozentrum dient und historische Architektur mit modernem Design verbindet.


Und ein alter Lastkahn wurde zum Kultur- und Kunstprojekt.


Auf dem Weg von Pantin nach Romainville, der ansonsten wenig Fotomotive bot, kam ich durch den Parc Henri-Barbusse, benannt nach einem französischen Politiker und Schriftsteller.
Etwas abschreckend war, dass in diesem Park fast alles verboten ist.

Sollte jemals jemand auf die Idee kommen, einen Park nach mir zu benennen, bitte ich dringend darum, dass dort – außer Gewalt – alles erlaubt sein soll!
Der Park – eigentlich eher ein eingezäunter Wald mit Wegen, Spielplätzen und Sitzgelegenheiten – ist aber eigentlich ganz schön.




Mein Fazit: mit Ausnahme des Parks Buttes-Chaumont und der Philharmonie (mit Konzertbesuch) kein Muss. Solltet ihr aber in der Gegend sein, lohnt sich auf jeden Fall auch ein Spaziergang am Kanal entlang.