Schweden: Landskrona

Schweden: Landskrona

Die Wahl für meinen diesjährigen Sommerurlaub fiel auf Schweden, genauer die Region Schonen (Skåne) in Südschweden. Ich entschied mich für eine Wohnung in Landskrona, eine weniger bekannte Hafenstadt am Öresund, der Meerenge zwischen Schweden und Dänemark. Kein touristischer Hotspot, so dass es ruhig war (wobei es in Schweden ja überall eher entspannt zugeht), mit der Bahn ließen sich mehrere Ziele in Skåne gut erreichen, und Landskrona liegt am Meer, was man selbst in der Innenstadt durch das ständige Möwengeschrei mitbekam.

In der schmalen Gasse, in der meine Wohnung lag, lebte sogar ein Möwenküken.

Das erste, was ich tat, als ich das niedliche Küken entdeckte, war, es zu fotografieren. Das zweite war, im Internet zu recherchieren, ob das für die kleine Möwe gefährlich ist und man vielleicht etwas tun muss. Dabei erfuhr ich, dass das Kleine,weil es schon viele Federn hat, ein Ästling ist, also quasi ein Möwen-Teenager. Diese verlassen oft selbst das Nest oder werden von ihren Eltern hinausgeschubst. Sie sind, bis sie fliegen können, in der Lage auf dem Boden Nahrung zu finden und sich auch mit ihren Schnäbeln zu wehren. Außerdem bleiben die Eltern in der Nähe, und bei „meinem“ Küken hörte ich auch, dass es durch Piepsen mit kreischenden Möwen in der Luft Kontakt hielt.

Meine Wohnung lag sehr zentral ganz in der Nähe des Rådhustorget, also des Rathausplatzes.

Die Kerzen und Blumen am Brunnenrand waren Zeichen der Trauer. Einige Tage vor meiner Anreise war nämlich im Industriegebiet ein 14-jähriges Mädchen tot aufgefunden worden. Und was noch tragischer ist: der Verdacht, sie getötet zu haben, richtet sich aktuell gegen zwei fast gleichaltrige Mädchen.

Ein Übergang von diesem traurigen Thema zu meinen weiteren Urlaubsfotos ist praktisch nicht möglich. Also mache ich es sehr abrupt: Aufgefallen sind mir auf dem Rathausplatz natürlich auch die großen, bunten Fotografien. Hintergrund ist, dass in Landskrona jährlich ein Foto Festival stattfindet, und auch schon im Vorfeld wird Fotokunst ausgestellt. Diese Fotografien stammen von Leonard Suryajaya, geboren 1988 in Indonensien. Ein paar Informationen über ihn:

In aufwendig inszenierten Fotografien mit überbordenden, konkurrierenden Mustern und Farben, schafft Leonard Suryajaya absurde, aber liebevolle Tableaus, die ihn selbst, seine Familie und seine Gemeinschaft zeigen. Viele von Suryajayas Untersuchungen wurzeln in der Besonderheit seiner Erziehung als indonesischer Staatsbürger chinesischer Abstammung, als Buddhist, der in einem mehrheitlich muslimischen Land an christlichen Schulen erzogen wurde, und als jemand, der sich von seiner Familie und den Definitionen seiner Kultur von Liebe und Familie entfernt hat. Seine Arbeiten zeigen, wie das Leben nicht nur von den eigenen emotionalen Bindungen durchdrungen ist, sondern auch von größeren, externen Geschichten wie Exil, Religion, Staatsbürgerschaft, Pflicht und Zugehörigkeit.

https://www.tu-darmstadt.de/kunstforum/exhibitions/past_exhibitions/year_2023/warte_wenn_der_mond_aufgeht/index.de.jsp

Direkt neben dem Rathausplatz befindet sich das Gebäude einer Kaserne, das vom Kulturhistorischen Museum der Stadt genutzt wird. Ich habe es leider ins Museum nicht geschafft…der Urlaub war zu kurz, und das Wetter war zu schön…. Daher nur ein paar Informationen aus dem Internet:

https://www.guidebook-sweden.com/de/reisefuehrer/reiseziel/landskrona-museum-kulturhistorisches-museum-landskrona

Die Skulptur „Non Violence“ stammt vom schwedischen Künstler Carl Fredrik Reuterswärd. Inspiriert dazu wurde er durch die Ermordung von John Lennon. Daher steht der erste „verknotete Revolver“ in New York; seit 1988 vor dem Gebäude der Vereinten Nationen. Kopien davon gibt es aber weltweit in vielen Städten – darunter auch Landskrona, wo er zuletzt gelebt hat…

Wegen der Lage am Öresund war Landskrona schon deutlich früher militärisch interessant. Der dänische König Christian III. ließ im 16. Jahrhundert dort eine Festung, umgeben von einem 30 Meter breiten Wassergraben, errichten. Dänischer König? Ja, Landskrona war ursprünglich dänisch. Erst seit dem „Frieden von Roskilde“ 1658 gehört Schonen zu Schweden.

Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Zitadelle auch als Gefängnis für lebenslänglich verurteilte Männer und Frauen genutzt. Und 1945 wurden dort Menschen, die mit den „Weißen Bussen“ des Schwedischen Roten Kreuzes aus deutschen Konzentrationslagern befreit wurden, untergebracht. Bis zur Schließung 1953 wurden dort circa 22.000 Flüchtlinge versorgt.

Und heute ist es eine der besterhaltenen Festungsanlagen Schwedens.

Das Wasser hinter dem Festungsgraben ist mein nächstes Ziel: der Öresund.

Rechts im Hintergrund ist die zu Landskrona gehörende Insel Ven zu sehen. Sie zu besuchen, ist absolut empfehlenswert. Dazu wird es einen gesonderten Beitrag von mir geben. Das Land links ist im Hintergrund ist das ungefähr 25 km entfernte Dänemark. Man kann (allerdings nicht auf dem Foto…) bis nach Kopenhagen schauen.

Die Kanonen, die in Richtung Dänemark zielen, sind nur noch Deko. Das Verhältnis zu den dänischen Nachbarn ist sehr gut, und seit dem Bau der Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö findet ein noch stärkerer Austausch statt.

Sonnenschein, ein leichter Wind vom Meer… die idealen Voraussetzungen für eine Wanderung entlang des Öresund zum 5 km entfernten kleinen Ort Borstahusen. Davon hier einige Fotoimpressionen:

Dies ist ein Denkmal für Selma Lagerlöf, eine berühmte schwedische Schriftstellerin, die 1909 als erste Frau den Literaturnobelpreis bekam. Am bekanntesten, auch in Deutschland, ist ihr Buch „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“. Bevor sie hauptberuflich Schriftstellerin wurde, war sie jedoch als Lehrerin in Landskrona tätig.

Borstahusen ist ein alter Fischerort, aber mittlerweile auch ein Anlaufpunkt für Segelyachten.

Zurück nach Landskrona ging es dann bequem mit dem Bus. Nachdem ich mich etwas ausgeruht hatte, erkundete ich Landskrona noch weiter.

Die „Sofia Albertina Kirche“ war da zwar schon geschlossen, aber ich nutzte einen anderen Tag, um sie von innen zu besichtigen (und zu fotografieren…). Und das war vor allem wegen der wunderschönen, farbenprächtigen Fenstern eine gute Idee.

Die Bronzelämmer entdeckte ich in der Nähe der Kirche. Wer sie geschaffen hat und ob es irgendeine Verbindung zur Kirche gab, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.

Dann zog es mich wieder zum Wasser…

Dabei erweckte mal wieder eine Skulptur meine Neugier. Sie stellt den Flugpionier Enoch Thulin dar, der in Landskrona Flugzeuge konstruierte und eine Flugschule betrieb. Er starb 1919 mit 38 Jahren – bei einem Flugzeugabsturz…

Auch Landskrona hat die Urlauber, die mit Segel- und Motoryachten kommen, im Blick. Eine Marina bietet nicht nur Anlageplätze, sondern auch verschiedene Freizeitaaktivitäten. Besonders reizvoll finde ich die Lage direkt am „alten“ Landskrona.

Und witzig fand ich die „Einblicke“ in den Dach-Pool des Hotels „Öresund“…

2 Gedanken zu „Schweden: Landskrona

  1. Hallo Andrea,
    wieder ein super interessanter Reisebericht und tolle Fotos!!! Da bekommt man richtig Lust, selbst hinzufahren. Ich finde es auch toll, dass du einen nicht so bekannten Ort vorstellst – immer schön zu sehen, was für wunderbare Flecken es noch zu entdecken gibt.
    Bin gespannt, wie es weitergeht:)

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