Wien im Winter: Die Innere Stadt

Wien im Winter: Die Innere Stadt

Im Dezember steht für mich normalerweise „Familienurlaub“ über Weihnachten und Silvester an, und die Wochen davor sind arbeitsmäßig ziemlich stressig. Dieses Jahr gönnte ich mir jedoch eine kurze Auszeit Anfang Dezember und besuchte zum ersten Mal Wien. Um es gleich vorweg zu nehmen: sechs Tage, davon zwei für die Bahnfahrt, also vier vor Ort sind definitv zu wenig für diese vielseitige und geschichtlich interessante Stadt. Aber ich bekam einen ersten Eindruck… und ich komme definitiv wieder.

Wien hat 23 Bezirke. Wie 99,9 % aller Touristen startete ich mit einer Besichtigung des 1. Bezirks, der Inneren Stadt. Dieser war bis zu den ersten Eingemeindungen 1850 das komplette Wiener Stadtgebiet und hat eine hohe „Sehenswürdigkeitendichte“.

Der Stephansdom

Er ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Wiens. Mit seiner Länge von 108,9 m, seiner Breite von 36,2 m und seinen Türmen sieht er wirklich eindrucksvoll aus.

Einen kleinen Teil des Inneren kann man kostenfrei besichtigen. Um die ganze Kirche zu sehen, muss man Eintritt bezahlen. Aber ganz ehrlich: so schön, dass ich mich für die Tickets in einer langen Schlange angestellt hätte, fand ich den Stephansdom nicht.

Aber ich kaufte (ganz ohne Anstehen) ein Ticket für den Aufstieg in den 136,44 m hohen Südturm. 343 Stufen, gefühlt doppelt so viele! Aber die Anstrengung wird belohnt. Man landet in der Türmerstube, von wo aus bis ins 20. Jahrhundert die Stadt beobachtet und bei Bränden Alarm geschlagen wurde. Tagsüber schwenkte der Türmer dann eine rote Fahne, im Dunkeln eine Signalleuchte in die Richtung, in der das Feuer ausgebrochen war. Außerdem wurde eine Glocke geläutet, und durch ein Sprachrohr rief er „Feurio“.

Das Beste ist aber natürlich der Blick in alle vier Himmelsrichtungen, selbst wenn es, wie bei meinem Besuch, bedeckt und etwas diesig ist.

Mein Service für euch: Alle Infos zu Tickets und Öffnungszeiten findet ihr unter

https://www.stephanskirche.at/toursWhileCorona.php

Die Hofburg

Dort wo schon im 13. Jahrhundert eine Burg stand, regierten bis 1918 die Habsburger. Jeder Herrscher fügte neue Trakte und Bauten hinzu, so dass der Komplex heute eine Fläche von circa 24 ha umfasst. Seit 1946 ist die Hofburg Sitz des österreichischen Bundespräsidenten. Außerdem beherbergt sie mehrere Museen und Kunstsammlungen.

Heldenplatz

Er befindet sich vor (oder hinter; je nachdem, von wo man kommt…) der Hofburg. Im Zuge des Baues der Ringstraße mit ihren prächtigen oder protzigen (die Ansichten darüber gehen sicherlich auseinander) Gebäuden war dort ein Kaiserforum geplant. Nach der Ermordung von Sisi verlor jedoch Kaiser Franz I. das Interesse daran, so dass es bei dem riesigen, weitgehend leeren Heldenplatz blieb.

Das Parlamentsgebäude am Ring wird derzeit aufwendig saniert. Die Plenarsitzungen finden daher in der Hofburg statt, und am Heldenplatz wurden für Büros und Sitzungsräume provisorische Bauten errichtet.

Aktuell gibt es dort auch eine Open-Air-Demokratieausstellung und ein „Corona-Denkmal der Hoffnung“ der Künstler*innen Emmerich Weissenberger und Nora Ruzsics.

Der Volksgarten

Dieser ist deutlich schöner als der daneben liegende Heldenplatz. 1823 wurde er eröffnet und war der erste Wiener Park in Hofbesitz, der für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

In seiner Mitte befindet sich der Theseustempel, eine Nachbildung des antiken Athener Theseions. Er diente zunächst nur zur Ausstellung eines einzigen Kunstwerks, der Theseusskulptur von Antonio Canova. Die Skulptur wurde 1890 in das Kunsthistorische Museum verlagert, und aktuell finden im Theseustempel Wechselausstellungen statt. Die Statue davor („Jugendlicher Athlet“ von Josef Müllner steht erst seit 1921 vor dem Tempel.

Etwas versteckt am Rande des Volksgartens findet man ein Denkmal der Kaiserin „Sisi“, auf dem sie, wie ich finde, etwas traurig aussieht.

Besonders gefallen hat mir, dass die vielen Rosensträucher (jetzt natürlich zum Schutz gegen Frost dick eingepackt), Bänke und auch einige Bäume von Menschen gestiftet wurden. Es ist interessant, die Schildchen mit Anlass und Namen der Spender*innen oder der Beschenkten zu lesen.

„Verlaufen“ in Wien

Wenn der Eindruck entstanden ist, dass ich zielgerichtet die Sehenswürdigkeiten Wiens „abgeklappert“ habe: dieser Eindruck ist falsch. Es gibt kaum Hinweisschilder, dafür viele, viele Gassen und sogar geöffnete Hausflure, in die man einbiegen kann. Schon der Weg zum Stephansdom glich daher eher einem Gang durch ein Labyrinth. Allerdings ein Labyrinth, das mir als Belohnung für die Umwege interessante Gebäude und Fotomotive schenkte. Der Weg ist das Ziel!

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