
Das „touristische“ Porto
Ich war bisher zweimal in Portugal, allerdings beide Male in Lissabon. Es war also Zeit, etwas mehr von diesem schönen Land zu entdecken. Mein aktuelles Ziel war Porto im Norden Portugals.
Porto ist eine völlig andere Stadt als Lissabon. Das ergibt sich allein schon aus der Größe. Die Hauptstadt Lissabon mit ihren circa 545.000 Einwohner*innen umfasst eine Fläche von ungefähr 100 m². Porto hat nur etwa 230.000 Einwohner*innen auf einer Fläche von circa 41 m². Das hat den Vorteil (oder Nachteil?), dass man alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Portos praktisch an einem Tag entdecken kann.
Ich war (ohne An- und Abreisetag) sieben Tage dort. Aber keine Angst – mir wurde nicht langweilig. Denn zum einen gibt es auch „weniger wichtige“ Sehenswürdigkeiten. Und zum anderen gibt es einige interessante Ausflugsziele in der Umgebung.
Aufgefallen ist mir, dass die Landschaft um Porto (nicht nur entlang des Douro, sondern auch wenn man Richtung Norden fährt) viel, viel grüner ist als im Süden Portugals. Das liegt, da Porto am Atlantik liegt, vor allem an den Atlantikwinden, die viel Regen bringen. Bei einem Urlaub – vor allem in den Sommermonaten – braucht ihr aber nicht damit zu rechnen, dass es ständig regnet. Und durch den Wind werden die Regenwolken auch schnell wieder vertrieben. Während ich (Anfang September) dort war, hat es zweimal nachts geregnet. Im Laufe des Vormittags hörte es jedoch wieder auf.
Es gibt übrigens einen Unterschied zwischen Porto und Lissabon, den ihr schätzen werdet. Beide Städte sind hügelig, so dass man bergauf und bergab laufen muss. In Porto ist das aber moderater. So steile Anstiege wie teilweise in Lissabon habe ich dort nicht gesehen.
Jetzt aber genug der Worte. Ihr wollt Bilder sehen, oder?

Unser Rundgang beginnt am nördlichen Teil der Rua de Santa Catarina, wo unsere Wohnung lag.
Die Rua de Santa Catarina ist eine circa 1,5 km lange Straße, zum größten Teil Fußgängerzone. Wer shoppen will, ist dort genau richtig. Es gibt neben bekannten Modeketten auch traditionelle Geschäfte, Cafés und Restaurants. Sie ist natürlich sehr belebt und damit auch laut. Aber unsere Wohnung lag am Ende der Fußgängerzone, so dass es dort deutlich ruhiger war.


Auf dem Weg in die Stadt oder zur Metrostation kamen wir immer an der Capela das Almas de Santa Catarina vorbei.


Die Außenfassade ist mit fast 16.000 Fliesen (Azulejos) geschmückt, die Szenen aus dem Leben der Heiligen Franz von Assisi und Katharina von Alexandria zeigen.
Obwohl ich mindestens zweimal am Tag an der Kirche vorbeikam, schaffte ich es nicht, ein Foto ohne Touristen davor zu machen. Erst am letzten Tag, als ich früh zum Flughafen musste, gelang es mir.

Nicht weit entfernt von der Kirche findet man den sehenswerten Mercado do Bolhão. Seit 1939 befand sich dort ein Markt. Das jetzige Marktgebäude wurde 1914 errichtet und von 2018 bis 2022 umfassend saniert.








Etwas überrascht habe ich meine Freundin mit dem Vorschlag, wir könnten doch mal kurz zu McDonald’s gehen – ich bin nämlich kein Fan dieser Fastfood-Kette. Aber in Porto gibt es nicht nur einfach einen Burgerladen, sondern einen McDonald’s Imperial.
In dem Gebäude befand sich ab 1936 das Café Imperial. Als es 1995 geschlossen wurde, zog McDonald’s dort ein…

…und übernahm die historische Innenausstattung.


Das McDonald`s Imperial befindet sich am Praça da Liberdade, einem zentralen Platz, auf dem auch Feste und Konzerte stattfinden. Von dort führt die Avenida dos Aliados, die „Prachtstraße“ Portos zum Rathaus.




Unser nächstes Ziel ist eine Buchhandlung, die Livraria Lello.

Sie wurde 1906 von den Brüdern José und António Lello eröffnet. Ihre Einrichtung ist eine Mischung aus Neugotik, Jugendstil und Neomanuelinik (portugiesische Spätgotik) und ist geprägt von prächtigen Holztreppen mit rotem Teppich, Buntglasfenstern, reichen Holzschnitzereien und Bücherregalen bis zur Decke.


Besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war sie ein intellektuelles Zentrum Portos. Viele portugiesische Schriftsteller*innen, Dichter*innen und Intellektuelle gingen hier ein und aus.
Bis in die 1990er Jahre war sie zwar in Fachkreisen als „eine der schönsten Buchhandlungen der Welt“ bekannt, aber eher ein Geheimtipp. Das änderte sich, als das Gerücht aufkam, J. K. Rowling, die einige Zeit als Lehrerin in Porto gelebt hat, habe die Livraria Lello als Inspiration für die Treppen von Hogwarts genutzt. Sie hat dies nie bestätigt, aber durch Reiseblogs und Soziale Medien wurde es bald verbreitet und lockte Scharen von Harry Potter-Fans und andere Besucher*innen in die Buchhandlung.
Die Folgen seht ihr hier:

Obwohl man angesichts der vielen Besucher*innen die Buchhandlung nicht wirklich in Ruhe betrachten kann und obwohl man sogar Eintritt bezahlen muss, lohnt sich aus meiner Sicht der (einmalige) Besuch.
Tickets müssen online gebucht werden:
https://tickets.livrarialello.pt/en
Tipp: Die Silber-Tickets kosten zwar nur 10 €, die verrechnet werden, wenn man ein Buch kauft. Man muss dann aber in der Schlange anstehen. Beim teureren Gold-Ticket bucht man eine bestimmte Uhrzeit, muss also nicht oder nur kurz warten. Außerdem erhält man ein Buch im Wert von 15,95 € umsonst. Ich habe mich für dieses entschieden:


Ganz in der Nähe der Livraria Lello findet man zwei weitere „mögliche“ Inspirationsquellen für die Harry Potter-Reihe…

… den Fonte dos Leões („Löwenbrunnen“), der an das Wappentier des Hauses Gryffindor erinnert…

…und das „versteckte“ Haus, bei dem man an das für „Muggle“ nicht sichtbare Haus der Familie Black, in dem der Orden des Phönix sein Hauptquartier hatte, denken kann.
Es befindet sich zwischen der Igreja dos Carmelitas (1628) und der Igreja do Carmo (1752) und hat den Hintergrund, dass kirchenrechtlich nicht zwei Kirchen direkt angrenzen durften.
Ein Bahnhof ist unser nächstes Ziel: Estação de São Bento. Dort befindet sich aktuell eine Großbaustelle, so dass ich ihn von aussen nicht fotografiert habe. Aber das eigentlich Sehenswerte befindet sich sowieso innen.




Die etwa 20.000 blau-weißen Azulejo-Fliesen wurden 1915/1916 von Jorge Colaço entworfen und bemalt. Sie zeigen historische Darstellungen, aber auch Szenen aus dem Alltagsleben.
Durch die sehr schöne, aber auch recht volle Rua das Flores

vorbei am Palácio da Bolsa (Börsenpalast)

geht es hinunter zum Fluß, dem Douro.




Die Brücke, die ihr auf den Fotos seht, ist die Ponte Dom Luís. Sie wurde entworfen vom belgischen Ingenieur Théophile Seyrig, einem Schüler von Gustave Eiffel, und 1886 eröffnet. Die Brücke ist circa. 385 m lang; der Bogen hat eine Spannweite von 172 m.
Interessant ist, dass sie zwei Ebenen hat. Auf der unteren fahren Autos, auf der oberen die Metro. Fußgänger*innen können beide Ebenen benutzen. Wir werden uns das noch genauer anschauen. Zunächst aber erkunden wir die Altstadt von Porto, die Ribera.
Ich kenne (und liebe) natürlich die Alfama in Lissabon. Auch wenn man sich dort in den Gassen verlieren kann, gibt es doch eine gewisse geordnete Grundstruktur. In Porto jedoch hatte ich das Gefühl, in einem Labyrinth gefangen zu sein – beängstigend und faszinierend zugleich.






Die Ribeira Portos entwickelte sich im 12. bis 14. Jahrhundert direkt am Fluß Douro an einem steilen Hang. Um die Höhenunterschiede auszugleichen, entstanden viele Treppen, schmale Gassen und Durchgänge. Da der Platz knapp war, wurden die Häuser hoch und schmal gebaut. Die Gassen dienten auch als Verteidigungsstruktur für das Handelsviertel. Und, anders als in anderen europäischen Städten, blieb in Porto die mittelalterliche Struktur vollständig erhalten.
Wenn ich fotografiere, achte ich immer auch auf kleine Besonderheiten. Daher stach mir diese modern wirkende Figur über dem Brunnen Fonte da Praça da Ribeira ins Auge.

Und richtig: die Statue, die São João Baptista (Johannes den Täufer), den Schutzheiligen Portos, darstellt, wurde tatsächlich erst 2000 geschaffen. Sie stammt von João Cutileiro, einem portugiesischen Bildhauer, der bekannt dafür war, in öffentlichen Räumen moderne Skulpturen zu schaffen, die einen Bruch mit traditioneller Bildhauerei darstellten. Daher fand diese moderne Figur sicherlich auch in einem der ältesten Teile Portos ihren Platz.
Um vom Cais da Ribeira zu der oberen Ebene der Ponte Dom Luís zu gelangen, gibt es zwei Wege: man kann eine Treppe mit über 400 Stufen hinaufsteigen (habe ich gemacht) oder man fährt mit einer Standseilbahn (Funicular dos Guindais) hinauf (habe ich auch gemacht).

Wer sich nicht anstrengen will und etwas Wartezeit in Kauf nimmt, sollte sich für die Standseilbahn entscheiden. Belohnt wird man zusätzlich mit tollen Ausblicken auf den Douro und die Ponte Dom Luís.




Der Eingang ist direkt rechts von der Ponte Dom Luís. Das Ticket kostet 4 € (einfache Fahrt). Man kann es am Schalter kaufen (Barzahlung oder Karte möglich).
Oben angekommen kann man sich den Bischofpalast anschauen (den ihr erst auf späteren Fotos von der Brücke aus sehen könnt) oder die Kathedrale von Porto (Sé do Porto). Vom Platz davor hat man einen schönen Ausblick auf Porto.



Oder man geht direkt zur oberen Etage der Brücke.


60 Meter hoch – nichts für Leute mit Höhenangst…
Aber mit grandiosen Ausblicken
- auf Porto




- auf Vila Nova de Gaia, die Stadt (kein Stadtteil von Porto) am anderen Douro-Ufer. Dort befinden sich mehrere Portweinkeller, die Führungen und Verkostungen anbieten.




- und ein kleines Stück in Richtung Flußmündung des Douro in den Atlantik – ein bisschen Vorfreude auf den nächsten Tag…

2 Gedanken zu „Das „touristische“ Porto“
Wow – was für schöne Fotos 👍🏻👍🏻 und interessante Infos. Ich Frage mich nur, warum sind Deine Fotos immer soviel schöner als meine 😃. Wirklich toll!!! Und die Reise mit dir hat wie immer viel Spaß gemacht, v.a. weil du eine so gute Reiseleiterin bist .
Dankeschön! Meinen zweiten Beitrag, das „alternative“ Porto, habe ich auch gerade online gestellt. Meine Fotos bearbeite ich (mit Snapseed) nur wenig, aber ich schneide sie fast immer etwas zu. Dadurch werden sie vielleicht fokussierter?!