Stockholm: Die Altstadt

Stockholm: Die Altstadt

Jedes Jahr machen meine beste Freundin und ich einen mehrtägigen Städtetrip. Am liebsten fahren wir in Städte, in denen wir am Wasser entlang spazieren können. Kein Wunder, dass wir uns diesmal für Stockholm entschieden haben.

Stockholm befindet sich an der Ostsee und im westlichen Teil im Mälaren, dem drittgrößten See Schwedens, der sich circa 120 km ins Landesinnere erstreckt. Die Stadt liegt auf über 14 Inseln, die durch mehr als 50 Brücken verbunden sind. Und so hat man fast von überall Blick aufs Wasser, auf gegenüberliegende Inseln/Stadtteile mit schönen Häusern und Kirche, auf Boote, und auf ganz viel Natur und Grün. Ich habe irgendwo gelesen, dass das Stadtgebiet von Stockholm zu 30 % aus Wasser, zu 30 % aus Grünflächen und zu 40 % aus Bebauung besteht. Eine lebens- und besuchenswerte Stadt!

Egal, was man sich sonst anschaut – ein Muss ist auf jeden Fall die Altstadt auf den Inseln Gamla Stan, Helgeandsholmen (mit dem Reichstagsgebäude) und Riddarholmen.

Gamla Stan

Der Stortorget ist der älteste Platz Stockholms und mit seinen bunten Häusern sicherlich einer der schönsten. Dort befindet sich auch die ehemalige Börse, heute das Nobelmuseum.

Der Stortorget und die Gassen, die dorthin führen, vor allem die Västerlanggatan und die Stora Nygatan mit vielen kleinen Läden ziehen natürlich viele Besucher*innen an. Trotzdem hatten wir auch dort nie das Gefühl, dass man sich durchs Gedränge „durchkämpfen“ muss. Das mag auch daran liegen, dass keine großen Reisegruppen aus dem europäischen oder außereuropäischen Ausland in Stockholm unterwegs sind, sondern viele Familien und Individualtourist*innen.

Der Kirchturm, den man auf dem Foto oben sieht, gehört übrigens zur Tyska Kyrkan, der Deutschen Kirche. Während der Hansezeit herrschte reger Handel zwischen deutschen und schwedischen Städten, und viele deutsche Kaufleute, Bürger, Adelige und Handwerker zogen nach Schweden. Mitte des 13. Jahrhunderts stammte etwa die Hälfte der Bevölkerung Stockholms (das damals im wesentlichen aus Gamla Stan bestand) aus Deutschland.

Die deutsche St. Gertruds Gemeinde wurde 1571 von deutschen Bürgern mit Erlaubnis des schwedischen Königs gegründet und erhielt das Privileg, eine eigene Kirche zu bauen. Diese wurde 1643 fertiggestellt.

„Fürchtet Gott! Ehret den König!“ steht noch heute auf dem Tor zum Kirchhof. Ich hoffe jedoch, dass die heutige St. Gertruds Gemeinde ein zeitgemäßeres Gottes- und Herrschaftsverständnis verbreitet.

Es lohnt sich auf jeden Fall, jenseits der „Hauptverkehrsgassen“ kreuz und quer durch die Altstadt zu schlendern. Dadurch findet man tatsächlich auch menschenleere Gassen und schöne Fotomotive….

Auf keinen Fall verpassen solltet ihr die Skulptur „Kleiner Junge, der auf den Mond sieht“ des schwedischen Künstlers Liss Eriksson. Sie ist nur 15 cm hoch und steht seit 1967 im Hinterhof der Finnischen Kirche am Slottsbacken. Im Volksmund wird sie meistens Järnpojke (Eisenjunge) genannt. Es soll Glück bringen, wenn man dem Kleinen über den Kopf streichelt oder wenn man ihm etwas opfert. Daher wird er mit Kleingeld, Blumen, Süßigkeiten und Essen beschenkt. Wenn es regnet, wird er auch schon mal in Plastik eingepackt, und im Winter bekommt er einen Schal und eine Mütze.

Kungliga Slotten – Das königliche Schloss

An der Stelle, wo heute das königliche Schlss steht, befand sich schon seit Jahrhunderten eine Burg, die zur Verteidigung diente. Im 17. Jahrhundert wurde es zu einem Renaissanceschloss umgebaut, das 1697 bei einem Brand zu großen Teilen zerstört wurde. Schon am Tag nach dem Brand wurde der Wiederaufbau beschlossen, der allerdings wegen Geldmangels statt der geplanten sechs Jahre fast 60 Jahre dauerte. Erst 1754 konnten König Adolf Fredrik und Königin Luise Ulrike dort einziehen.

Seit 1981 wird es nicht mehr vom Königspaar Carl Gustav und Silvia bewohnt. Sie haben aber darin ihre Arbeitsräume, ebenso wie Kronprinzessin Victoria. Außerdem wird es für Staatsempfänge genutzt.

Auch wenn es wahrscheinlich mittlerweile modernere Sicherheitssysteme gibt: bei „Königs“ gelten Traditionen, und zu denen gehört, dass das Schloss von Soldaten „bewacht“ wird. Zufälligerweise waren wir gerade zur Wachablösung am Schloss – sehr zur Freude meines Fotografinnenherzes…

Riksdagshuset – Reichstagsgebäude

Das Gebäude wurde 1905 fertiggestellt und befindet sich direkt neben dem Königlichen Schloss (allerdings auf der Insel Helgeandsholmen). Dem Reichstag gehören 349 Abgeordnete an, die interessanterweise nicht nach Fraktionen im Plenarsaal sitzen, sondern nach Wahlkreisen.

Diese Figurengruppe am Reichstag stammt von der schwedischen Künstlerin Astrid Göransson. Sie stellt die ersten fünf Frauen dar, die nachdem 1919 das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, in den Reichstag gewählt wurden: Kerstin Hesselgren, Elisabeth Tamm, Nelly Thüring, Berta Wellin und Agda Östlund. „Getragen“ werden sie von zwei jungen Frauen und dies soll symbolisieren, dass Zusammenarbeit, Demokratie und eine gemeinsame Visio generationsübergreifende Aufgabe sind.

Vielen Dank an dieser Stelle übrigens an

https://visitsweden.de/

Da ich im Internet überhaupt nichts zu dieser Statue finden konnte, habe ich mich über Twitter hilfesuchend an sie gewandt und bekam prompt die Informationen.

Ich habe, nachdem ich mehr über die Bedeutung erfahren habe, interesssehalber mal nachgesehen, wie hoch der Frauenanteil im schwedischen Parlament ist. Seit der letzten Wahl 2022 46,4 %, und damit liegt Schweden hinter Island auf Platz 2 in Europa. Zum Vergleich: im deutschen Bundestag haben wir 35,1 % Frauen.

Riddarholmen

Der Vollständigkeit halber möchte ich noch die kleine Insel Riddarholmen erwähnen, die ebenfalls zur Altstadt gehört. Bekannt ist sie vor allem für die Riddarholmskyrkan, in der viele Mitglieder des schwedischen Königshauses bestattet sind.

Wer auf Riddarholmen eine Wohnung sucht, hat übrigens Pech. Hier gibt es nur Behörden und Gerichte…

4 Gedanken zu „Stockholm: Die Altstadt

  1. Stockholm ist immer eine Reise wert! Du hast mit deinen Fotos super die Stimmung und das Besondere der Stadt eingefangen!

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